Buchschmuck

Private Collection (by courtesy of the owner): Initial A in gold leaf (2 lines high)

Privatsammlung (Abb. mit freundlicher Genehmigung des Eigentümers): A-Initiale aus Blattgold, über zwei Zeilen

Die berühmtesten mittelalterlichen Handschriften sind solche mit reichem Buchschmuck (z. B. diese aus England oder diese aus dem deutschsprachigen Raum). Ausgeklügelte Malereien mit ihrer großzügigen Verwendung von Blattgold gehören zum Schönsten, was die abendländische Kunst zu bieten hat. Natürlich konnte sich nicht jeder solche Handschriften leisten, denn sie sehen nicht nur kostbar aus, sie waren es auch – damals wie heute. Deswegen gab es daneben eine große Menge sogenannter Gebrauchshandschriften, die deutlich weniger ausgeschmückt waren (hier ein Beispiel aus unserer Ausstellung). So oder so verrät die Ausstattung einer Handschrift eine Menge über den Auftraggeber, seinen sozialen Status und sein Interesse an der Handschrift.

Irgendeine Art von Buchschmuck gibt es in den meisten Handschriften. Das kann eine einfache Rubrizierung (?) sein – zum Beispiel eine durch rot hervorgehobene Initiale (?) oder Überschrift – oder eine aufwändige und komplexe Miniatur (?), die schon einmal eine ganze Seite ausfüllt und mit mehreren Farben und sogar Blattgold aufwartet. Ob zurückhaltend oder verschwenderisch: Mittelalterlicher Buchschmuck ist nicht nur eine Illustration, um die Seite zu verschönern, sondern dient immer dazu, dass man sich im Buch besser zurechtzufindet und seine Struktur versteht.

Privatsammlung: Initial C in gold leaf (2 lines high)
Privatsammlung (Abb. mit freundlicher Genehmigung des Eigentümers): C-Initiale aus Blattgold, über zwei Zeilen

Schmuckvolle Initialen werden immer hierarchisch eingesetzt: Zu Beginn des ersten Textes steht die schönste Initiale, und vergleichbar ausgestaltete Anfangsbuchstaben weisen auf weitere Textanfänge hin (wie in diesem Beispiel). Die Kapitel der einzelnen Texte haben etwas einfachere (kleinere, weniger bunte) Initialen, die Absätze dieser Kapitel wiederum noch schlichtere. Initialen, die Bilder enthalten, geben häufig Hinweise auf den Text, indem sie Figuren oder sogar ganze Szenen aus dem Text darstellen.

Weitere prachtvolle Handschriften finden Sie auf den Websites der meisten Bibliotheken, die mittelalterliche Handschriften in ihren Sammlungen haben und ihr Prunkstücke gerne online präsentieren (z. B. die Königliche Bibliothek in Den Haag). Unter diesem Link bekommen Sie Eindruck vom wohl berühmtesten illustrierten Buch des Spätmittelalters, dem Stundenbuch des Herzogs von Berry.

Hier geht es zu grundsätzlichen Informationen zur Seitengestaltung, hier zu den Besonderheiten mittelalterlicher Schriften.

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