Orte

Von vielen Handschriften wissen wir bis heute nicht, wo genau sie entstanden sind. Zwar können wir die Mundart des Schreibers analysieren, in der er die texte abschrieb, aber das gibt uns oft nur einen ungefähren Hinweis auf den Entstehungsort. Manchmal aber hat man Glück, und der Bezug einer Handschrift zu einem bestimmten Ort ist klar. Ein solcher Fall ist die Handschrift Brüssel, Königliche Bibliothek, 837-45. Ihre Verbindung zu dem Ort Geraardsbergen ist so eindeutig, dass sie in der Forschung die ‘Geraardsbergen-Handschrift’ genannt wird. (Woher wissen wir das so genau?)

Die Handschrift Bodley 264 ist in mehrerer Hinsicht eine Reisehandschrift: Nicht nur handeln die darin versammelten Texte vom Reisen zu fernen und merkwürdigen Orten, sondern sie selbst ist auch herumgekommen, denn wir wissen, dass sie von Frankreich nach England kam.

Der Kodex Berlin, SBB-PK, Ms.germ.qu. 719 ist deutlich mit einer bestimmten Region verbunden. In diesem Fall wissen wir das über die Menschen, die mit dieser Sammlung assoziiert werden können, denn sowohl die Autoren als auch die Besitzer der Handschrift können mit den Grafen von Württemberg oder den Herren von Königstein-Eppstein im Taunus verbunden werden. (Wie kann man das an der Handschrift sehen?)

Die Handschrift Paris, BN Fr. 837 kann man hingegen weniger gut lokalisieren. Vermutlich wurde sie in Paris hergestellt, aber sie weist auch Verbindungen nach Arras auf. Zum einen enthält sie etliche Texte von Autoren, die in Arras tätig waren. Zum anderen versammelt sie viele kürzere Texte, die jeweils ähnlichen Gattungen angehören, z. B. Patrenostres, Credos und Abecedarien. Das deutet darauf hin, dass Texte gesammelt wurden, die vorher bei einem thematischen Dichterwettstreit aufgeführt worden waren. Und wir wissen, dass gerade Arras berühmt für solche Wettbewerbe war.

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