Alexander der Große im Mittelalter

Oxford, Bodleian Library MS. Bodl. 264, fol. 66r (detail)

Alexander war ein großer Heerführer, aber das Mittelalter sah in ihm viel mehr als nur einen Soldaten.
Oxford, Bodleian Library, MS. Bodl. 264, fol. 66r (Ausschnitt)

Die Menschen im Mittelalter waren fasziniert von Alexander dem Großen. Das können wir aus der Menge an Literatur schließen, die sich allein in England über ihn erhalten hat: Es gibt ein lateinisches Epos, mehrere gereimte Nachdichtungen auf französisch (eine von ihnen hat über 16000 Verse!), eine sehr beliebte Prosaerzählung auf französisch und drei englische Stabreim-Dichtungen (?). ‘Alexander and Dindimus’ ist eine von ihnen; sie ist nur in Bodley 264 überliefert. An diesem Text kann man deutlich sehen, was das Mittelalter an Alexander so beeindruckte.

Auch wenn das mittelalterliche Publikum die meisten (wenn nicht alle) Geschichten über Alexander als historische Wahrheit ansahen, waren man damals nicht nur an dem interessiert, was wir heute als historische Fakten ansehen. Für die Menschen damals war er ein Vorbild an Tapferkeit, Herrschaft und Weisheit und jemand, der es weiter brachte als andere Menschen. Deswegen wurden die Geschichten um Alexander immer weiter um zusätzliche beispielhafte Geschichten ergänzt, die genau diese Persönlichkeit veranschaulichen sollten. Alexander war im Mittelalter der Inbegriff des Guten und Erfolgreichen und eine starke Identifikationsfigur.

Aber was geschieht, wenn dieser europäische prototypische Held mit den Grenzen Europas konfrontiert wird?

(Abbildung mit freundlicher Genehmigung der Bodleian Library, University of Oxford
http://image.ox.ac.uk/show-all-openings?collection=bodleian&manuscript=msbodl264)

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