Damals wie heute hatten die Menschen eine klare Vorstellung von Alexander dem Großen: Er war ein bedeutender Eroberer. Aber was da in ‘Alexander and Dindimus’ erzählt wird, sind keine Eroberungen, siegreiche Schlachten oder lange Feldzüge, sondern ein Briefwechsel zwischen diesen beiden Figuren. In seinen Briefen befragt Alexander König Dindimus über die merkwürdige Art, in der er seine Herrschaft ausübt, die nicht nur räumlich sehr weit von Europa entfernt ist.
Es handelt sich um ein seltenes – wenn auch nicht einmaliges – Beispiel, in dem das mittelalterliche Europa (für das Alexander hier beispielhaft steht) mit den Ländern und Sitten außerhalb seiner Grenzen konfrontiert wird. Aufgrund eines Misverständnisses heißt Dindimus lord of bragmanus lond (‘Herr des Landes Bragmanus’): Die Europäer hatten das Wort Brahmane, das die Zugehörigkeit zu einer Kaste bezeichnet, als ‘Einwohner des Landes Bragmanus’ gedeutet. Dieses Gedicht führt vor, wie Europa versucht, sich einen Reim auf den hinduistischen Osten zu machen.
Am Ende wird Alexander die hinduistische Gesellschaft ablehnen, und das Gedicht lässt keinen Zweifel daran, dass die Kluft zwischen West und Ost nicht überbrückt werden kann. Dennoch wird Dindimus als kluger Kritiker des Christentums inszeniert, indem er dessen scheinheilige Praktiken und unlogische Argumentationen aufzeigt.
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(Abbildung mit freundlicher Genehmigung der Bodleian Library, University of Oxford
http://image.ox.ac.uk/show-all-openings?collection=bodleian&manuscript=msbodl264)