Liebe im deutschen Mittelalter

Literatur um 1200
Liebe war seit dem Hochmittelalter ein adeliges Hobby: Die ersten Trobadors (in Südfrankreich) und die ersten Minnesänger (im deutschsprachigen Raum) waren Adelige. Sie nutzten das Medium des Gedichts für einen Diskurs über Liebe: mittelhochdeutsch minne bedeutet schlicht ‘Liebe’, Minnesang kann man also mit ‘Liebesgedicht’ übersetzen. Auch andere Dinge, wie Hierarchie, sozialen Aufstieg oder Individualität, werden in diesen Gedichten verhandelt. Gedichte hat man sich dabei um 1200 immer gesungen vorzustellen. Es war also ein adelige Hobby Gedichte zu verfassen, vorzutragen – und auch, sie zu sammeln und in Büchern zusammenzustellen.
Der Geschmack wandelt sich
Im 14. Jahrhundert wird Minnesang zwar immer noch gesammelt und auch gelegentlich aufgeführt, aber er gilt zunehmend als altmodisch. Die Liebe hingegen als etwas, über das man redet und deren Wesen man zu verstehen versucht, bleibt. Nur wird sie nun nicht mehr in Gedichtform thematisiert, sondern die Dichter drücken ihre Gedanken nun in epischen Texten aus, die überwiegend paargereimt (und nicht mehr, wie der Minnesang, strophisch) sind. Viele von ihnen (wenn auch längst nicht alle) verwenden Allegorien (?). In der Forschung werden sie Minnereden genannt – Reden über Liebe.
Minnereden-Sammlungen in Handschriften
Im Unterschied zur prachtvollen manessischen Liederhandschrift, in der Minnesang überliefert ist, sind Minnereden-Handschriften in der Regel ziemlich unauffällig. Dennoch können Sie uns eine Menge darüber verraten, was für eine Rolle die Liebe und die Literatur im Leben des spätmittelalterlichen Adels gespielt haben.
Werfen Sie einen Blick auf unser zentrales Ausstellungsstück, die Handschrift Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (SBB-PK), Ms.germ.qu. 719.

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