Kreative Schreiber (2)

Oxford, Bodleian Library MS. Bodl. 264, fol. 67r (detail)

Die Anweisung des Schreibers an den Leser.
Oxford, Bodleian Library, MS. Bodl. 264, fol. 67r (Ausschnitt)

Auf Blatt 67r hat der Schreiber eine freie Spalte in dem französischen Teil der Handschrift genutzt und einen Hinweis in eigener Sache eingefügt (siehe Bild): Er erklärt das Problem, das seiner Meinung nach bestand, welche Lösung er gefunden und was der Leser nun zu tun hat:

Here fayleth a prossess of þis rommance of alixander / þe wheche prossesse þat fayleth 3e schulle fynde at þe ende of þis bok ywrete in engelyche ryme / and whanne 3e han redde it to þe ende turneþ hedur / a3en and turneþ ouyr þis lef and bygynneþ / at this reson   Ehe fu el mois de may que li tans tenouele / and so rede forþ þe rommance to þe ende whylis þe / frenche lasteþ.

[‘Hier fehlt eine Passage aus dem Alexanderroman. Du findest die fehlende Passage am Ende dieses Buches, geschrieben in englischen Versen; und wenn du sie bis zum Ende gelesen hast, komm hierher zurück, blättere dieses Blatt um und lies an folgender Stelle weiter: “Ehe fu el mois de may que li tans tenouele,” und lies so immer weiter diesen Roman bis zum Ende, solange das Französische weitergeht.’]

Diese Schreibernotiz verrät uns eine Menge:

  • Offenbar war es für den Schreiber (oder Aufrtaggeber) wichtig, eine möglichst vollständige Alexander-Geschichte zu haben.
  • Das war vermutlich auch der Grund dafür, dass die beiden Alexandertexte in der Handschrift kombiniert wurden.
  • Dabei sollten die Geschehnisse um Alexander in der richtigen Reihenfolge gelesen werden.
  • Der Schreiber konnte davon ausgehen, dass die Leserschaft dieses Buches sowohl englisch als auch französisch konnte.
  • Als diese Notiz geschrieben wurde, bildete ‘Alexander and Dindimus’ den Schluss der Handschrift (der Text stehe at þe ende of þis bok, sagt der Schreiber); der Marco-Polo-Text ist also offenbar später als der englische Alexander-Text hinzugefügt worden.

Aber warum war Alexander der Große so wichtig für den Besitzer dieser Handschrift? Hier finden Sie die Antwort.

(Abbildung mit freundlicher Genehmigung der Bodleian Library, University of Oxford
http://image.ox.ac.uk/show-all-openings?collection=bodleian&manuscript=msbodl264)

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